FEM-Simulation der Linearmotoren; Entwicklung eines Modells; Nutzen des Modells und Resultate Sinn einer FEM-Analyse bei der Entwicklung von DLM Gerade bei vorliegender Anwendung wird von einem Linearmotor aufgrund beschränkter Baumaße bei den geforderten Kraften eine maximale Materialausnutzung benötigt. Ausgehend von der allgemeinen Bemessungsgleichung für elektrische Maschinen ist ersichtlich, daß die Anforderungen an den DLM die bisher gesetzten physikalischen Grenzen sprengt. Vorausgesetzt, es kann ein funktionierendes FEM-Modell gefunden werden, können damit Motorparameter optimiert bzw. maximiert werden. Um aus der Physik des Motors das Maximum herauszuholen, gibt es theoretisch drei Möglichkeiten :
Anforderungen an ein Modell von DLM zur Simulation mit FEM Ein Modell muß sämtlichen bekannten physikalischen Eigenschaften des natürlichen Vorbildes genügen. Deshalb sind die bisher verwendeten Modelle für die Simulation von DLM ungeeignet. Begründung: Die Erregung wurde mit einem Drehstromsystem vorgenommen Nur die angelegte Klemmenspannung ist konstant (vorausgesetzt, der Innenwiderstand des Netzes ist vernachlässigbar gering bzw. das Netz hat eine beliebig große Leistung). Der Strom durch die Wicklungen stellt sich ein; abhängig von den Parametern des Ersatzschaltbildes (Widerstände des Primärteils, Widerstände des Sekundärteils, Material, Luftspalt usw., Schlupf). Der Strom muß also Resultat der Simulation sein, nicht Ursache!
Folgende Resultate der Simulation müssen dem realen Verhalten des Motors entsprechen : 1. Synchrongeschwindigkeit Ohne Gegenkraft (FL=0) muß bei Synchrongeschwindigkeit vS=2*f*t die tangentiale Kraft FT=0 sein, d.h., der Motor muss ohne Belastung bis auf Synchrongeschwindigkeit hochlaufen.
2. Arbeitspunkte Bei verschiedenen Gegenkraften (FL=var.) muss sich im eingeschwungenen Zustand (Dv=0) die Kraft FT=FL einstellen. Die Punkte müssen einer üblichen Geschwindigkeits-Kraft-Kennlinie entsprechen.
3. Generatorbetrieb Bei einer positiven Gegenkraft FL>0 muß sich die Geschwindigkeit und der Strom erhöhen (oder die Phase ändern); d.h. bei einer Simulation mit einer Anfangsgeschwindgkeit v>vS muß ein deutliches Abbremsen der Geschwindigkeit bis unter vS zu erkennen sein (in Abhängigkeit von v,i,F). 4. Bremsen Bei einer Gegenkraft größer als die vom Motor erzeugte (|FL|>FT) muß sich bei hohem Strom die Drehrichtung umkehren.
5. Reversieren Bei Vertauschen zweier Motorphasen muß sich die Drehrichtung ändern.
6. Stromänderung Es muß eine deutliche Abhängigkeit des Stromes und der sich einstellenden Geschwindigkeit (bei FL=konst.) vom Luftspalt, Material des Sekundärteiles und vom Schlupf erkennbar sein (FT=FT(d,MAT,s) und i=i(d,MAT,s)). Der Strom bei s=0 sollte dem Magnetisierungsstrom entsprechen. Fazit : Das Modell muss der Kennlinie, dem Ersatzschaltbild und der Bewegungsgleichung entsprechen !
Grenzen des Modells Beim Programmpaket Maxwell 2D handelt es sich um ein zweidimensionales Programm. Aufgrund der unvollständigen Modellnachbildung und fehlender Angaben wird dieses Paket niemals die tatsächlichen Sachverhalte im Motor simulieren können. Besonders bezieht sich das auf folgende Punkte :
1. Querrandeffekt Aufgrund der zweidimensionalen Arbeitsweise kann der Querrandeffekt nicht berücksichtigt werden. Um diesen zu umgehen, wird im allgemeinen die Sekundärteilbreite um ca. 20% breiter als die aktive Eisenfläche ausgeführt, um die elektromagnetische Wellen in diesen Bereichen nicht einzuschnüren. Maxwell arbeitet scheibchenweise; die Tiefe des Modells (Breite des DLM) wird über einen Faktor definiert. Dabei wird davon ausgegangen, daß alle Teile des Motors die gleiche Breite haben.
2. Längsrandeffekt Gemäß Ansoft-Ausführung wird der Längsrandeffekt bei deren Modellvorschlägen nicht berücksichtigt (s. Seminarunterlagen Ansoft). Meines Erachtens wird dieser Effekt (welcher sich besonders beim Einlaufen des Sekundärteiles in den Bereich eines Stators bemerkbar macht) bei unserem Modell jedoch beachtet, was durch Simulation nachgewiesen werden kann.
3. Ummagnetisierungs-/Eisenverluste Die materialspezifischen Ummagnetisierungs- und Eisenverluste können im Modell nicht definiert werden, so daß eine Berücksichtigung dieser nicht erfolgen kann. Die Berücksichtigung der Eisenschichtung durch Setzen der Konduktivität des Blechpaketes auf s= 0 S/m ist aus meiner Sicht sehr grob.
4. Streuverluste; Streuinduktivitat Diese werden nur durch die Angabe der Streuinduktivitat berucksichtigt. Gerade diese zahlenma?ig mit guter Genauigkeit zu erfassen, bereitet Schwierigkeiten. Deshalb wurde hier mit Schätzwerten gearbeitet ( s. Menüpunkt Winding Setup).
5. Erwärmung Die Widerstandsänderung durch die Erwärmung der Kupferwicklung (Ohmscher Widerstand) kann wie folgt definiert werden : Wie sowohl die Messungen als auch die Simulation zeigen, werden hier beachtliche Verlustleistungen im Sekundärteil freigesetzt, die Temperaturanstiege erfolgen damit, zumindest im Inneren der Wicklung, ebenfalls im Millisekundenbereich. Es muß davon ausgegangen werden, daß die Wicklung nie überall eine konstante Temperatur hat. Dies ist ein zusätzliche Fehlerursache bei der Simulation.
Überlegung : Gemessen wurde am kalten Motor der Widerstand einer Phase von RKALT=2,3697 Ohm Bei Erwärmung des Motors auf 80C verändert sich der Widerstand wie folgt : Bei einer Erwärmung des Motors auf 180C gilt : Der Einfluß der Erwärmung wird im Kapitel Parameterempfindlichkeit untersucht. 6. Nutharmonische Durch die zweidimensionale Arbeitsweise können die Nutschrägungen nicht berücksichtigt werden. Problematisch ist das beim vorhandenen Krauss-Maffei-Motor, nicht jedoch beim Antrima-Motor, da hier von einem homogenem Sekundärteil ausgegangen wird.
7. Umrichterbetrieb Bisher wurde die Erregung durch sinusförmige Spannungen angenommen. Wie sich die Daten des Motors ändern bei Erregung durch eine dreiphasige PWM-modulierte Spannung, ist noch nicht untersucht worden. Ziele der Simulation Folgende Zielstellungen müssen an die Entwicklung der DLM gestellt werden :
Es muß ein Motor entwickelt werden, der die maximale Vorschubkraft bei minimaler Verlustleistung bringt; bei welchem die Kraftriffel jedoch minimal sind. Das Modell Der Eröffnungsbildschirm Abb.1: Eröffnungsbildschirm Modellzeichnung Im Punkt Define Modell wird die Zeichnung des Modells erstellt. Hier werden mechanische Abmessungen festgelegt. Da das Original-CAD-Modul recht umständlich ist, wird die Zeichnung aus einer AutoCad-Datei importiert.
Abb.2: Modellzeichnung
Gruppieren von Objekten Eine Gruppierung der verschiedenen Objekte (z.B. Zusammenfassung einzelner Nuten zu Pasen) wurde hier im Unterschied zum Ansoft-Modellvorschlag nicht durchgeführt, da eine Erregung mit Spannung stattfinden muß. Bei dieser Erregungsmethode ist die Richtung jeder Spulenseite zu definieren.. Abb.3: Gruppierung
Materialdefinitionen Abb. 4: Materialdefinition In diesem Menupunkt werden allen Objekten Materialeigenschaften zugeordnet. Problematisch ist es hier aus meiner Sicht, dem Elektroblech die Konduktivitat von s=0 S/m zuzuordnen, um die Blechschichtung zu berücksichtigen. Erfahrungen und Messungen haben gezeigt, daß im Blechpaket immer Ströme fließen, trotz Oxidschichten zwischen den einzelnen Blechen. Die elektrische Leitfähigkeit erklärt sich durch Grate im Bereich der Schnittkanten der Bleche beim Zusammenfügen. Ein aus meiner Sicht großer Nachteil des 2-D-Modells. Die Kennlinie des Elektrobleches wurde wie folgt eingefügt :
Abb.5: BH-Kennlinie des Elektrobleches
Quellendefinition Abb.6: Quellendefinition Anhand dieser Definitionen ist zu sehen, daß als Quelle eine Spannung angenommen wurde; genau so muß es auch sein; der Strom ist dann das Resultat der Simulation Abb.7: Definition der Spannungen A bezeichnet die Amplitude des Wechselspannung; bei einer Effektivspannung von 400 V ist das : Unklarheiten gibt es bei der Angabe der Wicklungsdaten: Abb.8: Definition der Phase U Abb.9: Definition der Phase V Abb.10: Definition der Phase W Der ohmsche Widerstand wurde im kalten Zustand am KM-Motor gemessen, dann auf den Widerstand im warmen Zustand umgerechnet. Da es beachtliche Energieeinträge gibt, ist aber der Wicklungswiderstand nie konstant. Wie im Punkt Grenzen des Modells/ 5. Erwärmung gezeigt, kann es hier zu Unterschieden bis zu 63% kommen (s. Parameterempfindlichkeit des Modells) Ein weiterer Unsicherheitsfaktor ist die Angabe der Streuinduktivität. In der Maxwell-Beschreibung ist nicht definiert, welche Streuinduktivität zur Anwendung kommt. Aufgrund der Wirkungsweise der FEM-Software wurde hier nur die Wickelkopfstreuinduktiviät angegeben (also die, die Maxwell aufgrund der zweidimensionalen Arbeitsweise nicht berechnen kann). Für die numerische Berechnung der Streuinduktivitäten (Erstellung des Systemmodells zur Regelung) sei empfohlen: I.P. Kopylow; Projektirovanie elektriceskih mashin; Moskwa; 1980 Im Kapitel Parameterempfindlichkeit wird jedoch gezeigt, dass sich dieser Parameter nur gering (im Gegensatz zum Ohmschen Widerstand) auf die Vorschubkraft auswirkt. Solvereinstellungen Abb.10: Solvereinstellungen Abb.12: Definition der Sekund ärteilbewegungNach vielen Stunden Rechenzeit und mehreren Systemabstürzen werden dann die Resultate ausgegeben. Resultate Wie die Resultate zu bewerten sind Für die Bewertung der Resultate sind folgende Regeln wichtig :
Krauss-Maffei-Motor Der Motor 3drahws2 Dies ist der Kraus-Maffei-Motor; Das Sekundärteil besteht aus einer 10 mm dicken Kupferplatte mit aufgebrachter 5 mm dicken Platte aus ST37. Der Luftspalt beträgt 0,4 mm, die Überdeckung 500 mm. Die Amplitude der Klemmenspannung beträgt 328,8 V; die Frequenz 29,2 Hz. Abb.13: Vorschubkraft des Kraus-Maffei-Motors mit Kupferplatte bei Teillast Abb.14: Anziehungsktaft des Kraus-Maffei-Motors mit Kupferplatte bei Teillast Abb.15: Str öme des Kraus-Maffei-Motors mit Kupferplatte bei TeillastAbb.16: Verlustleistung des Kraus-Maffei-Motors mit Kupferplatte bei Teillast Unklar ist, welche Verlustleistung errechnet wurde : die des gesamten Systems, die des Primärteiles oder die des Sekundärteiles. Der Motor 3drahws3 Dieser Motor hat die gleichen Daten wie Motor 3drahws2; einziger Unterschied ist, daß das Sekundärteil aus Aluminium besteht. Auch hier wieder die aufgebrachte ST37-Platte. Der Motor 3drahws4 Dieser Motor ist der gleiche wie 3drahws3; die Erregung ist jedoch mit einer Wechselspannung von 400 V (Amplitude 564 V) bei 50 Hz vorgenommen worden.
Vergleich der KM-Motoren
Tab.1: Vergleich der Kraus-Maffei-Motoren Interessant, daß Aluminium als Sekundärteil die höhere Vorschubkraft erzeugt; die Verlustleistung ist hier jedoch höher.
Parameterempfindlichkeit des Modells am Beispiel der Krauss-Maffei-Motoren; Motor 3drahws6 bis 3drahws9 Um zu überprüfen, mit welchen Unsicherheiten bei ungenauen Angaben von Ohmschen Wicklungswiderstand und Streuinduktivität gerechnet werden kann, wurden hierzu Simulationen angestellt. Widerstandswerte wurden aus Grenzen des Modells/5. Erwärmung verwendet; die Streuinduktivität wurde um den Faktor 10 zur ursprünglichen vermindert. Abb.17: Parameterempfindlichkeit des FEM-Modells
Tab.2: Parameterempfindlichkeit des Modells gegen R, X sSchlussfolgerungen :
Antrima-Motor Der Motor ANTRIMAMOT Dieser Motor besitzt 48 Nuten. Im Randpolbereich sind Teile der Zweischichtwicklung in der unteren Nuthälfte untergebracht. Dies, da die Randpole wenig Kraft bringen, diese Art der Anordnung aber Platz spart. Eine maßstäbliche Verringerung der Abmaße des Original-Krauss-Maffei-Motors war aus magnetischer Sicht nicht möglich. Die Bleche sind gelocht; zum einen mit den Öffnungen für die Bolzen zum Zusammenziehen des Blechpaketes, zum anderen mit den Kühlöffnungen. Erregt wurde mit einem dreiphasigem Spannungssystem : Die Durchführungen für die Kühlrohre wurden in Kupfer ausgeführt und geerdet (U=0); das Sekundärteil besteht aus St37. Die Definitionen gehen von einer konstanten Vorschubgeschwindigkeit von v=0mm/s aus; die mechanischen transienten Vorgänge(s. Anforderungen an ein FEM-Modell) werden hier außer Acht gelassen, da diese auch beim vorhandenem DLM eine untergeordnete Rolle spielen.
Der Motor ANTRIMAMOT1 Dieser Motor entspricht dem Motor ANTRIMA, jedoch mit folgenden Änderungen :
Abb.18: Motor ANTRIMAMOT1; FTMAX=1500N
Abb.19: Anziehungskraft des Motors ANTRIMAMOT1; FMAX=2.800 N Abb.20: Str öme des Motors ANTRIMAMOT1; deutlich sind die undefinierbaren Systemabstürze zu erkennen
Der Motor ANTRIMAMOT2 Dieser Motor entspricht dem Motor ANTRIMA1, jedoch mit folgenden Änderungen :
Abb.21: Vorschubkraft des Motors ANTRIMAMOT2 Abb.22: Anziehungskraft des Motors ANTRIMAMOT2
Abb.23: Str öme des Motors ANTRIMAMOT2Die Motoren ANTRIMAMOT3 bis ANTRIMAMOT5 Genaueres zu den Daten aller ANTRIMAMOT-Motoren in Tabelle 3.
Vergleich der ANTRIMAMOT-Motoren
Abb.24: Vergleich der Vorschubkrafte der ANTRIMA-Motoren
Tab.3: Vergleich der ANTRIMA-Motoren Einfluß der Überdeckung Ausgehend vom Motor ANTRIMAMOT4 wurden mehrere Simulationen mit geringerer Überdeckung durchgeführt. Die Resultate sind folgende :
Tab.4: Einfluß der Überdeckung Abb.25: Einfluß der Überdeckung Aus dem Verlauf der Vorschubkraft bei ANTRIMAMOT7 ist ersichtlich, daß die Höhe und die Form der Kraft nicht nur von der prozentualen Überdeckung abhängig ist, sondern auch noch von den absoluten Koordinaten (Anfangsbedingungen).
Probleme
Abb.26: Str öme in kupfernen Kühlstäben, wenn diese geerdet sind
Fazit Aufgrund des Vergleiches zwischen gemessenen und simulierten Werten, aber auch der Überlegungen zu den Grenzen des Modells kann folgende Aussage getroffen werden : Die Simulation eines Linearmotors mit einem 2D-FEM-Modell liefert brauchbare qualitative Aussagen, jedoch unbrauchbare quantitative Aussagen. Grund hierfür ist, daß die Resultate sehr stark vom ohmschen Widerstand der Wicklung und damit von der Temperatur abhängen, ein Zustand des thermischen Gleichgewichts beim vorliegenden Anwendungsfall nicht erreicht werden kann. Es kann der Einfluß verschiedener Parameter auf das Verhalten des Motors untersucht werden; vielleicht können somit auch prozentuale Änderungen gefunden werden (ändert sich der Luftspalt um das x-fache, verringert sich die Kraft um das y-fache). Es können jedoch nicht die Motordaten berechnet werden. P. Weiss
Kontakt: mailto:weiss@patriceweiss.com Stand: 17.06.2005 |